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Daniel Pfauth Prints
Introduction in English |
22.9. - 14.11.2015 |
Bei Daniel Pfauths ersten Bildern, die in offensichtlicher Verbindung zu seiner Vergangenheit in der Graffiti-Szene stehen, spürt man geradezu physisch die Lust an Gefahr, Abenteuer und Selbsterprobung. Ihnen liegt aber genau dieselbe, sowohl plakative als auch kryptische Stilisierung zugrunde, wie man sie im „Writing“, also dem Anbringen eines stilisierten Codenamens auf öffentlichen Flächen, vorzugsweise Zügen, findet. Besagte Namen sind ja nur für „Insider“ lesbar, aber indem Daniel prekäre Momente des Geschehens selbst wiedergibt und nicht das dabei entstehende Produkt, werden wir auf gewisse Weise Mittäter oder – weniger pejorativ ausgedrückt – Mitschaffende. Damit geht der Künstler aber einen weiten Schritt über das im Zusammenhang mit der Graffiti-Szene mitschwingende Thema des Geltungsdrangs hinaus. Er setzt an dessen Stelle ein künstlerisches Problem und lässt uns zu weniger geheimen Kommilitonen werden, als das die Subkultur erforderte. In dieser Kunst geht es erstmals in Daniels Biographie (und seiner Aussage nach ging es ihm bei allem, was er jemals tat, um Kunst und nichts anderes) um gemeinsame Reflexion von Künstler und Betrachter und nicht nur um das Erregen von Aufmerksamkeit innerhalb eines durch strikte Codes definierten Zuschauerkreises. Am Anfang war die Wand, aber nicht, um gegen sie zu rennen, sondern um mit ihr, wie im Falle der Züge und des darauf angebrachten Namens, weit zu reisen oder – in mehr übertragenem Sinne – weiterzukommen. Von den Wandschnitten mit teils autobiographisch gefärbten Motiven zog es Daniel bald weg zum Thema „Wand an sich“. Waren auch schon im ersten Fall bestimmte Szenen als „Idée fixe“ immer wiedergekehrt, so wird nun die Wand selbst zum einzigen Kontinuum, man könnte fast sagen, zur Obsession. Eine beim Aufspachteln der Gipsmasse entstandene Oberflächenstruktur lässt beim Abdruck eine schier unbeschränkte Anzahl von Variationen zu. Diese ergeben sich durch verschiedene Kombinationen dreier Parameter: Auswahl und Anzahl der verwendeten Farben, Überdruck der lasierenden wässrigen Farben, um Mischfarben zu erzeugen, und die differenzierte Ausübung des Druckes von Hand auf das Papier, um Farbintensität und Sichtbarkeit der Oberflächenstruktur des Druckstocks zu steuern. Folglich entstehen keine Zustandsdrucke wie in den klassischen Hoch- und Tiefdrucktechniken, wo ein neuer Zustand durch die Veränderung der Druckform definiert wird. Der Unikatcharakter jedes Abzugs von Daniels Wanddrucken ergibt sich dagegen aus einer einmaligen Farbkonstellation und dem unterschiedlichen Hervor- und Zurücktreten bestimmter Stockbereiche, ohne dass dazu der Druckstock verändert werden müsste. Bei einer Weiterentwicklung dieser Technik verwendet der Künstler auch Schablonen zur geometrischen Aufbereitung der Fläche oder schneidet zusätzlich abstrakte Formen in den Stock. Wenn diese Ausstellung und der aus diesem Anlass erscheinende Katalog schlicht und einfach Prints heißen, dann ist dies im ursprünglichen Sinn des Wortes zu verstehen. Der im Zusammenhang mit Druckgrafik medienhistorisch bedeutsame Umstand, dass Bildideen zur größeren Verbreitung einer relativ unkomplizierten Vervielfältigungsmethode bedurften, lässt sich mit Daniels Arbeit hingegen nicht in Zusammenhang bringen. In ihrer teils archaischen, teils raffinierten Wirkung erinnert sie eher an die klassischen Wandbearbeitungstechniken Fresko und Secco als an Druckgrafik. Dennoch dient das Druckverfahren der Erlangung eines ästhetischen Ergebnisses, das auf keine andere Weise zu erzielen wäre und ist daher im besten Sinne des Wortes originell. Die Wand, Symbolträger par excellence, von den ersten künstlerischen Äußerungen der Menschheit bis zur Berliner Mauer, erfährt bei Daniel Pfauth jedenfalls eine lustvolle und überraschende Neubehandlung. (aus dem Katalog "Daniel Pfauth Prints")
Preis Normalausgabe: 15 EUR
zur Bestellung Preis Vorzugsausgabe: 80 EUR
zur Bestellung Price normal edition: 15 EUR
order Price luxury edition: 80 EUR
order A catalogue has been published on the occasion of the exhibition. Thirty copies from a total edition of 100 feature a numbered and signed original woodcut by Daniel Pfauth as jacket. In the beginning was the wall, not something to run up against but to travel with, as in the case of the trains and the name on them, and hence to progress. Daniel himself soon progressed from wall cuts with autobiographical motifs to the wall in its own right. While his earlier work frequently contained recurrent themes and focuses, the wall itself was now the only permanent, perhaps even obsessive, feature. An infinite variety of prints can be produced from the surface structure created by the plaster. They depend on different combinations of three parameters: the selection and number of colours, the overprinting of thinly coated aqueous primers to create mixed colours, and the different hand pressure to control the colour intensity and the visibility of the surface structure. The result is not so much a proof, as in classical relief and intaglio printing techniques, in which a new proof is created by reworking the printing plate, but a unique print as a result of the one-off colour constellation and the different emphasis or suppression of distinct areas without any changes to the plate itself. As a further development of this technique, the artist also uses stencils to produce geometrical patterns or cuts additional abstract forms into the block. “Prints”, the title of the exhibition and catalogue, should be understood in the original meaning of the word. The spread of pictorial ideas required a relatively uncomplicated reproduction technique. This fact, which was of great historical significance for print graphic media, is not applicable to Daniel’s work, however. Its both archaic and sophisticated effect is more associated with classical mural techniques like fresco and secco than with printmaking. And yet the printing process is used to achieve an artistic result that would not be possible by any other means and that can thus be described in the best meaning of the word as original. At all events, Daniel Pfauth offers an exciting and surprising new approach to the wall, a medium whose symbolic significance extends from early cave painting to the Berlin Wall. (From the cataloge "Daniel Pfauth Prints") |