"Von der Dekoration zur Expression"
Wie das Medium den Ausdruck bestimmt : Holz- und Linolschnitte zwischen Jugendstil und (abstraktem) Expressionismus.
17. April 2012 - 28. Juli 2012
Neudeggergasse 8/2, 1080 Wien
Öffnungszeiten/Opening Hours:
Di/Tues - Fr/Fri | 12 - 19 Uhr |
Sa/Sat | 11 - 17 Uhr |
Peter Behrens |
Der Kuss 1898 Diese "Ikone" des Jugendstils wurde in der von Otto Julius Bierbaum und Julius Meier-Graefe herausgegebenen Kunst-und Literaturzeitschrift "Pan", die von 1895 bis 1900 in Berlin erschien, als originalgrafische Beilage veröffentlicht. Referenz: Gerhart Söhn, Handbuch der Original-Graphik (52902-6), Düsseldorf 1989ff; Hans H. Hofstätter, Jugendstil - Graphik und Druckkunst, St. Gallen 2003 (S. 138 f.) |
|
Alwin Carstens |
Ohne Titel um 1968 Alwin Carstens experimentierte, wie einige andere Künstler der sechziger und siebziger Jahre auch (siehe Nr. 14), mit verschiedenen Materialien für die Druckstöcke seiner subtilen großformatigen Farbholzschnitte. Für das vorliegende Blatt verwendete er höchstwahrscheinlich eine Hartfaserplatte, die er monotypieartig einfärbte. Zu Carstens gibt es bislang leider so gut wie kein Referenzmaterial. |
|
Friedrich König
|
Faun um 1899 Friedrich König war einer jener Wiener Secessionskünstler, die eine Vielzahl grafischer Beiträge zur Zeitschrift der Secession "Ver Sacrum" lieferten. Normalerweise wurden die Holzschnitte dort von Zinkklischees abgedruckt. In der sogenannten "Gründerausgabe" befanden sich allerdings vom Originalstock gedruckte Beilagen, die signiert waren. Es könnte sich bei dem vorliegenden Blatt um ein Alternativ-Blatt für den ebenfalls von König stammenden "Alchimisten" (siehe Nr. 50) handeln, der in der Gründerausgabe des Ver Sacrum II/1899 beigelegt war. Referenz: Christian M. Nebehay, Ver Sacrum 1898 - 1903, München 1979 |
|
Hans Grundig |
Kleines Mädchen auf der Straße 1930 Referenz: Lea Grundig, Über Hans Grundig und die Kunst des Bildermachens, Berlin 1978 |
|
Horst Janssen |
Der Morgen 1957 Siehe auch Nr. 59 Referenz: Hans Brockstedt, Horst Janssen Holzschnitte 1957-1961 (H27), Hamburg 1987 |
|
Maximilian Kurzweil |
Der Polster 1903 Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien gab zwischen 1898 und 1931 nicht nur die Zeitschrift "Die graphischen Künste" heraus, sondern auch Jahresmappen (deren Titelvignette von Kolo Moser gestaltet wurde) mit Originalgraphik. Aus der Mappe des Jahres 1903 stammt das vorliegende Blatt. Henrike Junge schreibt in ihrem Buch "Wohlfeile Kunst": Die Gesellschaft erkannte die Originalgraphik als kühne und behende Pfadfinderin, die den Wegen der allgemeinen Kunstbewegung vorauseilend ihren Fuß auf Gebiete setzt, die dem Leben von der Kunst erst abgerungen werden müssen. Referenz: Henrike Junge, Wohlfeile Kunst, Mainz 1989 |
|
Heinrich Ehmsen |
Furien 1912 Ehmsen, ein Schüler von Peter Behrens (siehe Nr. 1), zog nach seinem Studium in Düsseldorf und einem Aufenthalt in Paris 1911 nach München und wurde dort maßgeblich vom Kreis des "Blauen Reiter", dessen Initiatoren Wassily Kandinsky und Franz Marc waren, beeinflusst. Im Gegensatz zum ein Jahr später entstandenen folgenden Blatt (Nr. 8) von Dagobert Peche, das mit seinen dekorativen Elementen zwischen Jugendstil und Art Deco steht, weist das Blatt von Ehmsen eindeutig in Richtung Expressionismus. Referenz: Peter Kruska, Heinrich Ehmsen - Zeichnungen und Druckgrafik aus dem Bestand der Heinrich-Ehmsen-Stiftung, Kiel 2003 |
|
Dagobert Peche |
Engel 1913 Dagobert Peche war neben Josef Hoffmann und Kolo Moser einer der wichtigsten Entwurfzeichner für die Wiener Werkstätte und stand dem deutschen Werkbund nahe. Eigenständige Originalgraphik stellt in seinem Oeuvre neben seinen Entwürfen für die angewandte Kunst eine zahlenmäßig eher kleine Gruppe dar und ist entsprechend selten. (Siehe auch Nr. 7) Referenz: Peter Noever (Hrsg.), Dagobert Peche and the Wiener Werkstätte, New Haven/London 2002 |
|
Ernst Ludwig Kirchner |
Porträt Erich Heckel 1905 Es gibt nur noch eine zweite Grafik Kirchners mit einer ganzseitigen Porträtdarstellung Heckels aus dem Jahr 1906. Es handelt sich dabei um eine Radierung. Bei einem späteren Holzschnitt aus dem Jahr 1913 handelt es sich um den Titelholzschnitt der unveröffentlichten "Chronik der Künstlergruppe Brücke", auf dem die vier letzten Brückemeister dargestellt sind: Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und Otto Mueller. Heckel ist im rechten oberen Eck zu sehen. Am 27. Mai 1913 erklärte die Gruppe, ausgelöst durch die von den Freunden als einseitig empfundene Darstellung Kirchners in der "Chronik", öffentlich ihre Auflösung. Die in den Folgejahren vor allem von Kirchner gegen Heckel gerichtete Feindschaft ist legendär. Vor allem warf Kirchner Heckel immer wieder vor, daß dieser ihn kopiere. Schiefler durfte daher in den ersten Werkkatalog der Graphik Kirchners (1924 erschienen) auch nur aufnehmen, was Kirchner ausdrücklich erlaubte. Der Holzschnitt mit dem Porträt Heckels von 1905 wurde offenbar nicht autorisiert oder Kirchner hatte die wenigen bis dato gedruckten Exemplare bereits vernichtet. Dementsprechend handelt es sich bei dem vorliegenden Exemplar um eine große Rarität. Der Druck weist eindeutig Werkstattspuren auf, es könnte sich also um so etwas wie einen Probedruck handeln. Dafür spricht, daß er bis an den Plattenrand beschnitten ist. Allerdings wäre auch möglich, daß Kirchner mit der Entfernung des Blattrandes und einer sich dort möglicherweise befundenen Signatur seine eigenen Spuren als Erschaffer des Blattes verwischen wollte, es aber dennoch zunächst selbst behielt. Bis zum Schluß seines Lebens deuten Bemerkungen Kirchners auf eine äußerst ambivalente Beziehung zu Heckel hin, den er abwechselnd als Scharlatan und als großen Könner bezeichnete. Wie auch immer die Geschichte des vorliegenden Blattes zu beurteilen ist, es stellt ein außerordentliches Zeugnis der Freundschaft zweier (später berühmt gewordener) junger Künstler dar, als diese ganz zu Beginn der Brücke-Zeit noch unverbraucht und offenbar sehr eng war. Heckel war zur Entstehungszeit des Porträts 22, Kirchner 25 Jahre alt. Referenz: Annemarie und Wolf-Dieter Dube, Ernst Ludwig Kirchner - Das graphische Werk, München 1991 |
|
Hans Neumann |
Badefreuden 1903 Die Brüder Ernst und Hans Neumann waren vor allem Gebrauchsgrafiker, die nicht nur Plakate entwarfen, sondern vor allem auch als Illustratoren für die Münchner Zeitschrift "Jugend", auf die das Wort "Jugendstil" zurückgeht, arbeiteten. Sie schufen darüber hinaus - meist in Handdrucken - eine bedeutende Anzahl von Farbholzschnitten, die sich als eindeutig von der Wasserfarben-Technik, aber auch von den besonderen Bildausschnitten des japanischen Farbholzschnittes inspiriert zeigen. Durch seine Ausstellungstätigkeit in München und Dresden, wo Hans Neumann 1906 gleichzeitig mit der "Brücke" ausstellte, wurde er auch für den jungen Kirchner ein Begriff. Im Gegensatz zu den Arbeiten der Brücke-Künstler weisen die Holzschnitte Neumanns kaum jemals expressionistische Züge auf, hingegen wirken sie fast im Sinne der viel später populär gewordenen "Neuen Sachlichkeit" für ihre Zeit sehr modern. Referenz: Magdalena M. Moeller (Hrsg.), Frühe Druckgraphik der Brücke, München 2005 |
|
Max Pechstein |
Betrachtung, Am Wasser 1906 Mappenwerke waren vor allem für Sammler sogenannter "Originalgrafik" - also von den Originalstöcken gedruckter Blätter auf hochwertigem Papier - seit dem Ende des 19. Jahrhunderts en vogue, die einzelnen Beiträge dazu allerdings meist von sehr unterschiedlicher künstlerischer Qualität. Der junge Max Pechstein lieferte mit seinem an der Schwelle zwischen Jugendstil und Expressionismus stehenden Holzschnitt ein Jahr nach Gründung der Künstlergruppe Brücke in Dresden eine beeindruckende Talentprobe ab. Referenz: Günter Krüger, Das druckgraphische Werk Max Pechsteins, Tökendorf 1988 |
|
Hede Jahn |
Schloss Liechtenstein (Sternberg in Mähren) 1913 Siehe auch Nr. 6 Referenz: Henrike Junge, Wohlfeile Kunst, Mainz 1989, S. 397 |
|
Emma Schlangenhausen |
Landschaft 1918 Schlangenhausen steht in ihren figurativen und oft mystisch-verklärten Holzschnitten (siehe auch Nr. 66) den Künstlerinnen des Wiener Kinetismus nahe, die - ähnlich wie die Futuristen oder die englischen Künstler des Vortizismus - Bewegung sichtbar machen wollten. Emma Schlangenhausens Figuren sind meist von Strahlenkränzen umgeben und trotz beinahe geometrisch zu nennender Anlage der Flächen geraten ihre Motive dadurch oft in heftige Vibration. Schlangenhausen lebte zusammen mit ihrer Freundin und Schülerin Helene Taussig ziemlich zurückgezogen in Salzburg, woher vermutlich auch das vorliegende Motiv stammt. Referenz: Sabine Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österreich 1897-1938, Wien 1994 |
|
Johannes Wanke |
Felder 1983/84 Veronika Birke: So wie die Farbe in der Malerei Wankes Bedeutung gewann, so verdichtete sich auch der Einfluß der Musik, der den weitgespannten Wandel von einem gegenständlichen Expressionismus zu einer weitgehend unliterarischen intuitiven Malerei in Schwarz erkennen läßt. Das Gleiche könnte man auch über die späten Holzschnitte Wankes sagen, deren expressive Kraft sich nicht aus der Sichtbarmachung des Materials Holz mit seiner bei den frühen Expressionisten so beliebten Faserstruktur ergibt, sondern die durch die Verwendung von Holzfaserplatten mit glatter Oberfläche als Druckstock einen fast schwebenden und "entmaterialisierten" Eindruck erwecken. Referenz: Veronika Birke, Johannes Wanke Holzschnitte 1948 - 1992, Wien 1992 |
|
Lyonel Feininger |
Gelmeroda 1920 Dieser Holzschnitt wurde erstmals in der ersten Meistermappe des Bauhauses 1923 veröffentlicht. Feininger, Sohn eines Musikerehepaars, der mit sechzehn nach Deutschland kam und im Jahr darauf mit seinem Studium an der Königlichen Akademie in Berlin begann, galt in Deutschland als Amerikaner und in den USA nach seiner Rückkehr im Jahr 1937 als Deutscher. Der Print Club of Cleveland, der in engem Zusammenhang mit dem Cleveland Museum of Art 1919 gegründet wurde, existiert heute noch. Der Holzstock zu "Gelmeroda" war ein Geschenk von Julia Feininger, der Frau des Künstlers, an den Print Club. Referenz: Gerhart Söhn, Handbuch der Original-Graphik (210-1), Düsseldorf 1989ff, Leona E. Prasse et al., The Print Club of Cleveland 1919 - 1969, Cleveland 1969 (S. 86) |
|
Leo Frank |
Herbstnachmittag 1908 Die Zwillingsbrüder Hans und Leo Frank, geboren 1884 in Wien, wo heute noch in der Hirschengasse im 6. Bezirk eine Gedenktafel an sie erinnert, verdankten ihre handwerklichen Fähigkeiten einerseits der Ausbildung an der Anfang des 20. Jahrhunderts schlagartig an Bedeutung gewinnenden Wiener Kunstgewerbeschule, andererseits dem Vorbild durch den als Graveur und Ziseleur tätigen Großvater. Aus der Welt ihrer Südtiroler Vorfahren bezogen sie ihre meist der Landschaft verpflichteten Motive. Interessant an den Brüdern ist die Tatsache, daß sie praktisch nur für ihre Farbholzschnitte bekannt sind und daß sie typische Kinder einer Zeit sind, in der es vor allem in Wien zu einer weitreichenden Befruchtung und Beeinflussung "absoluter Kunst" durch "angewandte" Techniken kam, wie sie beispielsweise als Luxus-Produkte der "Wiener Werkstätte" berühmt werden sollten. Von diesen sind die Franks stilistisch weit entfernt. Ähnlich wie die Brüder Neumann (siehe Nr. 10), Walther Klemm (siehe Nr. 65), Daniel Staschus (siehe Nr. 17) oder Emil Orlik absorbierten sie die Technik des japanischen Farbholzschnittes und machten diesen für die europäische Kunst nutzbar. Referenz: Claus Jesina, Die Maler-Familie Frank, Wien 2003 |
|
Daniel Staschus |
Alte Mühle um 1910 Siehe vorige Nummer Referenz: Hans van der Grinten (Hrsg.), Die Frühzeit des modernen Holzschnitts, Museum Schloß Moyland 1993 |
|
Otto Heinrich Strohmeyer |
Kran 1925/1926 Merkwürdigerweise scheint Strohmeyer weder in einem der größeren Künstlerlexika auf, noch wurde ihm bisher eine Monografie gewidmet, obwohl seine Arbeiten um nichts schwächer als die seiner berühmten englischen Kollegen Claude Flight, Cyril Power oder Sybil Andrews aus der sogenannten "Grosvenor School" der zwanziger und dreißiger Jahre sind. Nur ein Artikel in untenstehendem Referenzbuch widmet sich bisher ausführlicher dem Künstler, für den "Großstadt und Bewegung [...] zu den prägenden Erfahrungen der Epoche, ergänzt durch seine persönliche Neigung zur Musik" gehören. Strohmeyer stellte immerhin zusammen mit Erich Heckel (siehe Nr. 54) in der legendären Münchner Kunsthandlung Goltz aus, die auch für den "Blauen Reiter" von Bedeutung werden sollte. Mit Kandinsky verband Strohmeyer das Interesse für Abstraktion und Synästhesie. Referenz: Rainer Stamm/Daniel Schreiber (Hrsg.), Bau einer neuen Welt, Architektonische Visionen des Expressionismus, Köln 2003 |
|
Hans Hartung |
H-8-1973 1973 Frage: Was haben ein japanischer Stoffmuster-Entwurf von 1903, ein Holzschnitt von Jacoba Heemskerck von 1918 (siehe Nr. 21) und ein Holzschnitt von Hans Hartung aus den Siebzigern gemeinsam? Antwort: De Stijl ! Statt "das Universelle" hätte Hartung vielleicht "das Informelle" gesetzt. |
|
Japanisch |
Textil- oder Tapetenmuster 1903 "Shin-Bijutsukai" bedeutet so viel wie "Neue Kunst-Vereinigung", eine von vielen japanischen Vereinigungen des beginnenden 20. Jahrhunderts, die sich zur Aufgabe gesetzt hatten, die Werke ihrer Mitglieder in Ausstellungen zu präsentieren und dadurch die Künstler gezielt zu fördern. Nicht nur in der Formulierung ihrer Ziele und Aktivitäten könnten sie für eine der europäischen Sezessionsbewegungen Pate gestanden, sondern diese auch durchaus stilistisch beeinflusst haben. Referenz: Helen Merritt, Guide to Modern Japanese Woodblock Prints 1900-1975, Honolulu, 1992 |
|
Jacoba von Heemskerck |
Ohne Titel 1918 Siehe Nr. 19 Referenz: Ralph Jentsch, Illustrierte Bücher des deutschen Expressionismus, Stuttgart 1989 |
|
Carl Otto Czeschka |
Am Bache 1919 Czeschka, einer der wichtigsten Gestalter der Wiener Werkstätte (siehe auch Nr. 8), ist der schönste Beweis, daß man auch mitten in der Hochblüte des Expressionismus noch dekorativ arbeiten konnte. Die im Verlag Gerlach und Wiedling 1909 erschienenen "Nibelungen" mit seinen Illustrationen gelten als eines der schönsten Bücher des Jugendstils. Ähnlich wie im Werk Hans Neumanns (siehe Nr. 10) verschmelzen im Werk Czeschkas Kunst und Gebrauchsgrafik. Referenz: Gerhart Söhn, Handbuch der Original-Graphik (51008-1), Düsseldorf 1989ff |
|
23 |
Josef Achmann |
Lesende am Fenster 1921 Achmann lebte durch seine Heirat mit der Schauspielerin Magda Lena, die am Münchner Residenztheater engagiert war, in gesicherten finanziellen Verhältnissen und war nicht darauf angewiesen, seine Bilder zu verkaufen. Dies mag der Grund dafür sein, daß er seine Grafiken nur für einen kleinen Freundeskreis druckte. Die Seltenheit der Blätter verzögert auch ihre Anerkennung als wichtiger Beitrag zur Grafik des deutschen Expressionismus. 1917 hatte er mit niemand geringeren als George Grosz, Max Pechstein (siehe Nr. 25) und Erich Heckel (siehe Nr. 54) ausgestellt. Referenz: Veit Loers, Josef Achmann (1885-1958) - Gemälde und Graphik, Regensburg 1979 |
Lovis Corinth |
Brudermord (Kain und Abel) 1919 Der Holzschnitt spielt im druckgrafischen Werk Corinths eher eine untergeordnete Rolle, umso beeindruckender sind allerdings die experimentell anmutenden, fast bis zur vollständigen Abstraktion gehenden Resultate (siehe auch Nr. 41). Die Auflage auf Japanpapier dieses Holzschnittes betrug nur 15 Exemplare, im vorliegenden Fall handelt es sich allerdings um einen Zustandsdruck vor der Auflage vom unvollendeten Druckstock, der zu Zwecken der Überprüfung des Schneideprozesses angefertigt wurde. "Zustandsdrucke" sind daher von "Probedrucken" zu unterscheiden, da bei letzteren ein Abzug von der vollendeten Platte gemacht wird, um die Druckqualität zu überprüfen, nicht aber unbedingt, um noch Änderungen an der Platte vorzunehmen. Im Werk so manchen Grafikers/in (wie z.B. Edvard Munch oder Käthe Kollwitz) verschwimmen die Begriffe aber insofern, als nach jeder Auflage oder eventuell sogar nach jedem einzelnen Druck Veränderungen an der Platte vorgenommen wurden. Man spricht dann generell von einzelnen "Zuständen", welche ihrerseits wieder zu unterscheiden sind von den Veränderungen der Platte durch druck- und zeitbedingte Abnutzungen. Referenz: Karl Schwarz, Das graphische Werk von Lovis Corinth, Berlin 1922 (H373) |
|
25 |
Max Pechstein |
Zwiesprache 1920 Eine druckgrafische Ikone des Expressionismus, passend zur Ikone des Jugendstils "Der Kuss" von Peter Behrens (siehe Nr. 1). Pechstein verarbeitete in einer Reihe von Holzschnitten und Lithographien die Erlebnisse seiner Südseereisen. Von den Brücke-Künstlern ist er derjenige, der am wenigsten Berührungsscheu mit der dekorativen Wirkung seiner Bilder hatte (siehe auch Nr. 11). Referenz: Günter Krüger, Das druckgraphische Werk Max Pechsteins, Tökendorf 1988 (H 228) |
Hans Haffenrichter
|
Tanzschild 1923 Bauhauslehrer Feininger (Nr. 15) trifft Bauhausschüler Haffenrichter. Interessant im Zusammenhang mit dieser Ausstellung sind auch die Parallelen bzw. Unterschiede zwischen den Künstlern des Bauhauses und der Wiener Kunstgewerbeschule (inklusive Wiener Werkstätte), die diesem zeitlich vorausging. Ihnen beiden gemeinsam könnte der im Bauhaus-Manifest (1919) von Walter Gropius enthaltene Satz sein: Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Referenz: Michael Pabst, Hans Haffenrichter - Retrospektive zum 90. Geburtstag des Bauhauskünstlers, München 1987 (Katalog der Galerie Pabst Nr. 18) |
|
Karl Schmidt-Rottluff |
Frauenkopf 1915 Zum Teil mehrbändige, almanachartige Bücher mit originalgrafischen Beilagen wie der "Genius", der auch Holzschnitte von Franz Marc, Erich Heckel, Max Kaus oder Richard Seewald enthielt, erfreuten sich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Die zumeist auf besserem Papier und mit erstaunlich hoher Druckqualität produzierten Blätter, die zwischen den Textseiten eingeheftet waren, stellten und stellen bis heute einen hohen Kaufanreiz dar. Wer allerdings auch noch im Genius nachliest, wird darin z.B. den wichtigen, von Ernst Ludwig Kirchner unter dem Pseudonym "Louis de Marsalle" verfassten Artikel über seine eigenen Zeichnungen finden. Referenz: Ralph Jentsch, Illustrierte Bücher des deutschen Expressionismus, Stuttgart 1989 (Nr. 72) |
|
Thilo Maatsch |
Ohne Titel 1924 Thilo Maatsch, der gerade am Beginn seiner Wiederentdeckung steht, war Mitglied der sogenannten "Novembergruppe", die nach der deutschen Novemberrevolution 1918 benannt wurde. Die erstaunlich hohe Anzahl der Mitglieder bezog Künstler aus unterschiedlichen Gruppierungen wie dem Bauhaus, den Futuristen, den Dadaisten, Mitgliedern des deutschen Werkbundes und Künstlern aus dem Umfeld des Sturmherausgebers Herwarth Walden bzw. des Herausgebers der "Aktion" Franz Pfemfert ein. Sie sahen sich selbst als radikal und revolutionär, und ihr Ziel war - wen wundert es nach den Vorstößen der Sezessionisten - die Vereinigung von Kunst und Volk. Hier trafen sie auf einer Ebene mit ihren russischen Kollegen und deren hochgesteckten Zielen nach der Oktoberrevolution 1917 zusammen. Doch auch die Novembergrüppler hatten ihre Not mit dem auch für die russischen Künstler zum Verhängnis gewordenen Satz eines ganz und gar unkünstlerischen Lenins, daß, wer Hunger habe und keine Schulbildung, sich auch nicht für Kunst interessiere. Referenz: Bodo Niemann (Hrsg.), Novembergruppe, Berlin 1994 |
|
Utagawa Kunisada |
Kabukischauspieler mit Blumenperücke (Ichikawa Ebizô V) um 1835 Kunisada, von dem man bis heute über 20.000 Vorzeichnungen zu Einblatt-Holzschnitten und hunderte von Holzschnittbüchern verzeichnet hat, war damit sicher einer der erfolgreichsten Druckgrafiker aller Zeiten. Er löste bereits im 19. Jahrhundert eine hitzige Debatte über Qualitätsfragen bei westlichen Sammlern japanischer Kunst aus. Spätestens ab der Pariser Weltausstellung 1867 wurde der Einfluß des japanischen Farbholzschnittes zunächst auf die französische und dann vor allem auf die Kunst des Jugendstils und des Expressionismus zu einem bedeutenden Motor für die Moderne. In den anti-naturalistischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts, wie der Aufgabe der Raumillusion zugunsten von geometrisierender Flächenaufteilung und Farbplan, der Aufgabe der anatomischen Richtigkeit zugunsten expressionistisch überhöhter Geste oder der zunehmenden Ornamentalisierung bis zur gänzlichen Abstraktion spiegelt sich dieser Einfluß wieder. Referenz: Friedrich B. Schwan, Handbuch Japanischer Holzschnitt, München 2003, S. 246 ff.; Peter Pantzer/Johannes Wieninger, Verborgene Impressionen - Japonismus in Wien 1870-1930, Wien 1990; www.kunisada.de; www.kabuki21.com |
|
Curt Stoermer |
"Der Gastfreund" Nr. 5 aus der Mappe 1911 Stoermer, der mit Heinrich Vogeler und Karl Schmidt-Rottluff befreundet war, veröffentlichte seine ersten Holzschnitte in Herwarth Waldens Berliner "Sturm" und gilt als Vertreter des Worpsweder Expressionismus. Aus seinen Figuren ist alles Individuelle verschwunden, seine Gesichter haben etwas Maskenhaftes und erinnern eher an tierische Urformen als an Menschen. Die expressionistische Überhöhung in der Bewegungsdarstellung seiner Figuren läßt einerseits einen Anknüpfungspunkt zu den Kabuki-Darstellungen zu, läßt aber andererseits auch die körperlichen Deformationen eines Francis Bacon vorausahnen. Referenz: Curt Stoermer 1891 - 1976, Lübeck 1991 |
|
Hans Orlowski |
Knaben auf der Straße 1920 Als Orlowski 1918/1919 bei Philipp Franck in Berlin studierte, war die Stadt ein Hauptort des deutschen Expressionismus. Im Allgemeinen gilt Ernst Ludwig Kirchner als der bedeutendste Chronist des Berliner Straßenlebens der zwanziger Jahre, aber Orlowski hatte seinen ganz eigenen Blickwinkel auf intime Details des Urbanismus. Orlowski holt fast immer eine oder höchstens zwei Personen sehr nahe an den Betrachter, während sich das eigentliche Geschehen im Hintergrund abspielt. Fast möchte man meinen, er wäre durch die gerade aufblühende filmische Technik des Close-Up inspiriert worden. Referenz: Elisabeth Rücker/Günter und Ursula Feist, Der junge Hans Orlowski, ein deutscher Expressionist. Unbekannte Blätter von 1915 bis 1923 aus einer DDR-Privatsammlung, Nürnberg 1978 |
|
Karl Jakob Hirsch |
Madonna 1917 Hirsch wurde vor allem durch seine Veröffentlichungen in Franz Pfemferts, die sozialen Mißstände der Zeit anprangernden Zeitschrift "Die Aktion" (siehe Nr. 28) bekannt. Neben seinen Radierungen sind aber vor allem die handkolorierten Holzschnitte kleine - und dies ist vor allem auf das fast immer kleine Format zu beziehen - Meisterwerke der Druckgrafik. Hirsch beweist vor allem ein untrügliches Gefühl für eine subtil ausbalancierte Verteilung heller und dunkler Flächen über ein Gesamtformat, wobei durch die Kolorierung oft der Eindruck von bunter Bleiverglasung entsteht und das Figürliche weitgehende Abstraktion erfährt. Mit dem nächsten Blatt von Kolo Moser hat Hirsch die rhythmisch-ornamentale Strukturierung durch das Schwarzliniengeflecht gemeinsam - freilich ist dieses bei Moser jugendstilmäßig organisch, bei Hirsch im Sinne des Expressionismus anorganisch-amorph ausgelegt. Referenz: Peter Elze, Karl Jakob Hirsch - Das druckgraphische Werk, Worpswede 1994 |
|
Kolo Moser |
Tanz 1902 Hexen, Nixen und Parzen bevölkerten die Illustrationen des Wiener Werkstätte Mitbegründers Kolo Moser zu einem Artikel über Rudolf von Alt im Ver Sacrum (siehe auch Nr. 3). Und auch der "Tanz" gehört zu diesem Zyklus von Illustrationen, neben denen jeweils das Wort "Original-Holzschnitt" prangt. Der Umstand, daß es vom Druckergebnis her oft unmöglich zu unterscheiden ist, ob ein Druck von einer Holzplatte oder einem davon hergestellten Zinkklischee gemacht ist (was im Ver Sacrum ohne weitere Bezeichnung beides vorkam), veranlasste Hans Hofstätter im Zusammenhang mit Jugendstilgraphik nicht von Druckgraphik, sondern allgemein von Druckkunst zu sprechen, denn es handelt sich um eine wesentliche Erweiterung unserer Vorstellung von Druckgraphik. Der "Originalität" von Mosers Illustrationen tut dies keinen Abbruch. Referenz: Maria Rennhofer, Koloman Moser - Leben und Werk 1868-1918, Wien 2002 (S. 64); Maria Rennhofer, Kunstzeitschriften der Jahrhundertwende in Deutschland und Österreich 1895-1914, Wien/München 1987 (S. 119); Hans H. Hofstätter, Jugendstil - Graphik und Druckkunst, St. Gallen 2003 (S. 15 f) |
|
Heinrich Ehmsen |
Vom Leben und vom Tode 1911 Referenz: Peter Kruska, Heinrich Ehmsen - Zeichnungen und Druckgrafik aus dem Bestand der Heinrich-Ehmsen-Stiftung, Kiel 2003 |
|
Franz Marc |
Schöpfungsgeschichte I 1914 Holzschnitt auf Japanpapier, 23,9 x 19,9 cm (Stock) Die wenigsten Holzschnitte von Marc sind signiert, da er 1916 erst 36-jährig, im ersten Weltkrieg fiel. Hier über sein Leben oder seine Bedeutung für den "Blauen Reiter" zu schreiben, erübrigt sich. Weniger bekannt sein dürfte allerdings, daß als eine der Nachfolgepublikationen des Almanachs "Der blaue Reiter" eine illustrierte Bibelausgabe geplant war, zu der Marc, Kandinsky, Heckel und Kubin Originalgrafiken beisteuern sollten. Dieses Projekt war in der Planungsphase bereits relativ weit fortgeschritten, als es durch Kandinskys Abreise nach Russland und Marcs frühen Tod zum Abbruch kam. Marc sollte die Illustrationen zur Schöpfungsgeschichte beisteuern und in diesem Zusammenhang ist wohl der vorliegende Holzschnitt zu sehen. Referenz: Klaus Lankheit, Franz Marc Katalog der Werke, Köln 1970 |
|
Norbertine Bresslern-Roth |
Stürzender Steinbock um 1922 Im Gegensatz zu Franz Marc lag es Norbertine Bresslern-Roth fern, sich in ihren Tierdarstellungen der Abstraktion anzunähern und in ihnen mehr eine Idee als die reale Darstellung zu sehen. Aber obwohl Bresslern-Roth einen Gutteil ihrer Virtuosität dem akribischen Naturstudium verdankt, sind ihre Linolschnitte, für die sie hauptsächlich berühmt ist, keineswegs als naturalistisch zu bezeichnen. Sie sind in der restlosen Ausnutzung sämtlicher Möglichkeiten des Mediums, in ihren perfekten Proportionen, den am Jugendstil geschulten dekorativen Elementen sowie der expressionistischen Zuspitzung des Ausdrucks in ihrer Art fast zeitlos. Referenz: Malcolm C. Salaman, Masters of the Colour Print 7 - Bresslern Roth, London 1930 |
|
Paul Émile Colin |
Le cheval au bain 1902 Paul Colin wurde vor allem für seine für die Pariser Shows von Josephine Baker angefertigten Plakate berühmt. Der impressionistische Effekt des vorliegenden kleinen Holzschnittes ist vermutlich nicht nur eine Folge des an der französischen Malerei geschulten Auges Colins, sondern verdankt seine Entstehung auch der Tradition des im 19. Jahrhundert fast ausschließlich angewandten Verfahrens des Holzstichs, bei dem mit einem Grabstichel ganz nach Art des Kupferstichs feine Linien in eine Stirnholzplatte gestochen werden. Die Zeichnung wird also von den weißen Linien gebildet und nicht von schwarzen Flächen, wie dies z.B. bereits für die in die Zukunft weisenden flächigen Holzschnitte Vallottons gilt. Nun ist Colins Arbeit kein Holzstich im eigentlichen Sinn, sondern er steht an der Schwelle einer Zeit, in der die Druckgrafik durch zahlreiche Experimente und Kombinationstechniken einen ungeheuren Innovationsschub erhielt. Referenz: Karen C.C. Dalton/Henry Louis gates jr., Josephine Baker and Paul Colin: African American Dance seen through Parisian Eyes in: Critical Inquiry, Vol. 24/4, Chicago 1998 |
|
Eva Choung-Fux |
Ohne Titel 1976 In untenstehendem Katalog werden die Arbeiten von Choung-Fux, die sie selbst expressis verbis als "Farbholzstiche" (siehe vorige Nummer) bezeichnet, unter "Technisches zur Arbeit" folgendermaßen charakterisiert: Druckträger: Buchenverbundholz / Werkzeug: verschiedene Grabstichel / Papier: ungebleichtes und gebleichtes, handgeschöpftes Japanpapier / Farben: Windsor and Newton Ölfarben / Druckmaschine: Kniehebel-Handdruckpresse / Art der Auflage: Edition Variable (Unikatsequenzen) Referenz: Kurt Ingerl (Hrsg.), Österreichische Holzschneider heute, Wien o.J. (1980) |
|
Kurt Schwitters |
Ohne Titel 1919 Einer der wenigen Holzschnitte von Schwitters, dem zu seiner dadaistischen Botschaft das Medium der Collage passender erschien. Aber neben den im Kestnerbuch sonst noch publizierten Holzschnitten von Barlach, Feininger, Heckel, Plünnecke und Viegener nimmt sich das Blatt von Schwitters wie ein frecher, surrealistischer Scherz aus. Rückblickend wurde aus dem Scherz nach 1945 hochseriöse Kunst. Schon Kandinsky hatte am Beispiel der Brücke-Künstler kritisiert, die Bildthematik des Expressionismus würde sich allzu oft in "Tänzerinnen" und dergleichen erschöpfen. Für Arp und Lissitzky war der Expressionismus nichts weiter als ein "falscher Hase, das metaphysische deutsche Beefsteak". Referenz: Gerhart Söhn, Handbuch der Original-Graphik (130-12), Düsseldorf 1989ff, Ralph Jentsch, Illustrierte Bücher des deutschen Expressionismus, Stuttgart 1989 (Kat. 53) |
|
A.R. Penck |
Games of the XXIVth Olympiad Seoul 1988 Der zu den "Neuen Wilden" zählende Penck (eig. Ralf Winkler), gebürtiger Ostdeutscher und öffentlicher Befürworter der deutschen Vereinigung zu DDR-Zeiten, hatte wenig Berührungsängste mit Gebrauchsgrafik. Nachdem er 1980 in den Westen übersiedelte, schuf er ein Jahr vor der Wiedervereinigung diesen großformatigen Farbholzschnitt anläßlich der Olympiade in Seoul, deren Organisatoren auch eine "Olympiade der Kunst" ausgerufen hatten. |
|
Lovis Corinth |
Rückwärts gebeugter weiblicher Akt 1919 Siehe auch Nr. 24 Referenz: Karl Schwarz, Das Graphische Werk von Lovis Corinth, Berlin 1922 (H369) |
|
Curt Stoermer |
Osiris um 1910 Siehe Nr. 30 Referenz: Curt Stoermer 1891 - 1976, Lübeck 1991 |
|
Erika Giovanna Klien |
Lichtbrechung II um 1930 Erika Giovanna Klien, Hauptvertreterin des Wiener Kinetismus, befasst sich in ihren Blättern mit den Themen der Bewegung des Menschen, dem Vogelflug oder der Brechung des Lichts. Der Begründer des Kinetismus, Franz Čižek, der auch die legendäre Jugendkunstklasse an der Wiener Kunstgewerbeschule leitete, definierte den Kinetismus als eine vom griechische Wort "kinein" abgeleitete Kunstrichtung, deren Ziel es sei, dem Betrachter mit dem Dargestellten den Eindruck rhythmisch strukturierter Bewegung zu suggerieren. Die Serienaufnahmen mit Studien des menschlichen und des tierischen Bewegungsablaufs von Eadweard Muybridge aus dem späten 19. Jahrhundert könnten dabei Pate gestanden haben. Provenienz: Sammlung Pabst Referenz: Michael Pabst, Wiener Kinetismus, E.G. Klien, München 1986 (Katalog 16 der Galerie Pabst), www.sammlung-pabst.org |
|
Roy Lichtenstein |
Polemic 1959 Schrauben, Nägel, Ketten, Büroklammern: es gibt nichts, von dem der Holzstock in der Hand Lichtensteins verschont geblieben wäre. Hier war noch ein anderer, dunklerer und beinahe böser Lichtenstein unterwegs als in den späteren Siebdrucken der Pop Art - eben ein "Polemisierender". Mary Lee Corlett: For a brief time in the late 1950s, Lichtenstein was a latecomer to the abstract expressionist style. This is visible in his last two prints of that decade. Both were made for 'Polemic,' a literary-art journal published by the student council at Adelbert College, Western Reserve University in Cleveland, Ohio. Referenz: Mary Lee Corlett, The Prints of Roy Lichtenstein: A Catalogue Raisonné 1948-1997, Hudson Hills Press 2002 |
|
Hans Neumann |
Möven 1919 Siehe Nr. 10 |
|
Erika Giovanna Klien |
Vogelflug um 1930 siehe Nr. 43 |
|
Franz Herberth |
Ohne Titel 1955 Franz Herberths als Linolschnitte kaum erkennbare, kleine Wunderwerke der Druckkunst möchte man im Gegensatz zu Giovanna Klien nicht als "kinetistische" sondern als "kinetische" Kunst bezeichnen. Sie versuchen nicht, Bewegung vorzutäuschen, sondern erleben den Zustand ihres höchsten Glücks in der absoluten Balance des In-sich-selbst-Ruhens. So gesehen stehen sie fast der Zen-Philosophie nahe, und Herberth war so bescheiden, daß er seine Drucke selten signierte. Referenz: Erika Patka (Hrsg.), Franz Herberth - Neue Dimensionen der Druckgrafik um 1950, Wien 2003 |
|
Artur Sahlén |
Bacchustag 1912 Referenz: Thieme/Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 29/30, S. 315, Leipzig 1999 |
|
Wilhelm Laage |
Die Stumpfsinnigen 1898 Wilhelm Laage gehörte zu den führenden Vorläufern des deutschen Expressionismus. Alfred Hagenlocher: Als Erneuerer des Holzschnitts in Deutschland steht er, in Verwandtschaft zu Edvard Munch, in der vordersten Reihe des Aufbruchs zum 20. Jahrhundert. Referenz: Alfred Hagenlocher, Wilhelm Laage - Das Graphische Werk, München 1969 (17 III) |
|
Friedrich König |
Der Alchimist 1899 siehe auch Nr.3 Referenz: Christian M. Nebehay, Ver Sacrum 1898 - 1903, München 1979 |
|
František Kupka |
Promenade d'un trait blanc 1921 Referenz: http://www.artbohemia.cz/21358-promenade-d-un-trait-blanc |
|
Maximilian Lenz |
Ohne Titel 1903 Siehe Nr. 33 |
|
Friedrich König |
Ohne Titel 1903 Siehe Nr. 33 |
|
Erich Heckel |
Segelboot 1907 Ursprünglich für die 3. Jahresmappe der Künstlergruppe Brücke 1908 geschaffener früher Holzschnitt Heckels. Referenz: Annemarie und Wolf-Dieter Dube, Erich Heckel - Das Graphische Werk Band 1, New York 1974 |
|
Oskar Kokoschka |
Die Träumenden Knaben 1908 Titelvignette zum gleichnamigen Buch, herausgegeben von der Wiener Werkstätte. Ein Großteil der Auflage blieb unverkauft und wurde mit anderem Einband 1917 vom Kurt Wolff Verlag in 275 Exemplaren noch einmal aufgelegt. Referenz: Werner J. Schweiger, der junge Kokoschka, Wien 1983 |
|
Léopold Survage |
Ohne Titel 1934 Survage, aus dem russisch besetzten Finnland stammend aber in Paris lebend, "fut melé à la grande bataille cubiste" - war also laut Roger Avermaete im großen Kampf der Kubisten engagiert. Der Ausdruck "épreuve négative" weist darauf hin, daß eine Hochdruckform in Art eines Tiefdruckes verwendet wurde, wobei die Farbe in die Vertiefungen gebracht, die Platte saubergewischt und die Farbe dann in einer Presse aus dem Papier gesaugt wurde. Der normale Abdruck kam also von den hochliegenden Flächen per Handdruck und der "negative" von den tiefliegenden in der Druckpresse. Im vorliegenden Fall aber - was der "positive" Druck, der seitenverkehrt ist, beweist - wurde von einem fertigen Abzug von der Holzplatte einfach ein Abklatsch hergestellt. Deswegen auch der zarte Farbauftrag. Es handelt sich also um eine seitenrichtige Monotypie in nur zwei Exemplaren. Referenz: Claire Leighton Woodengravings and Woodcuts, London 1932 (über das Negativverfahren), Roger Avermaete, La gravure sur bois moderne de l'occident, Paris 1928 (S. 274) |
|
Gerhard Marcks |
Finstere Wolke 1961 Marcks, eigentlich Bildhauer, hinterließ ein umfangreiches Holzschnittwerk, das bis auf seine Zeit als Bauhauslehrer in den zwanziger Jahren zurückreicht und ihn sein ganzes Leben bis zum Tod im Jahre 1991 begleitete. Noch zur Jubiläumsausstellung zu seinem neunzigsten Geburtstag schuf Marcks einen großformatigen Linolschnitt für ein originalgrafisches Plakat der Galerie Nierendorf in Berlin. Referenz: Kurt Lammek, Gerhard Marcks - Das druckgraphische Werk, Stuttgart 1990 |
|
Erich Buchwald-Zinnwald |
Sternenhimmel über Zinnwald 1915 Kasimir Malewitsch schrieb sinngemäß, wer auf dem Land lebe, fände zu einer anderen Formsprache als ein Städter, selbst im Falle beide malten abstrakt. Referenz: Hans van der Grinten (Hrsg.), Die Frühzeit des modernen Holzschnitts, Museum Schloß Moyland 1993 |
|
Horst Janssen |
Speicherstadt 1958 Als der amerikanische Fotograf Will McBride ins zerbombte Nachkriegsdeutschland kam, um dort seine berühmten Schwarz-Weiß-Fotoserien für den "Stern" zu schaffen, stellte er fest, daß - von den neonfarbenen USA der 50s in den deutschen Winter kommend - alles grau war: die Menschen, die Häuser, die Landschaft. Alle Farbe war ausgelöscht, dafür gab es eine unendliche Zahl grauer Töne und Schattierungen. Keine Beschreibung könnte besser auf Janssens "Speicherstadt" von 1958 passen. (Siehe auch Nr. 5) Referenz: Hans Brockstedt, Horst Janssen Holzschnitte 1957-1961, Hamburg 1987 (H14, dort ohne braunen Holzstock) |
|
Oskar Dalvit |
Ohne Titel 50er Jahre Oskar Dalvit: Es ist mir immer wichtig gewesen, mannigfaltige Aspekte zur Einheit zu verdichten und die beiden Pole Gefühl und Intellekt ins Gleichgewicht zu setzen. Sie sind die Schalen der Waage, welche, auf eine "Mitte" bezogen, Gewähr bieten, daß diese Einheit sich einst zur zusammenfassenden Ganzheit kristallisieren wird. Referenz: Oskar Dalvit, Oskar Dalvit, Bern 1950, Alfons Rosenberg (Vorw.), Oskar Dalvit Graphik, Zürich 1971 |
|
Heine Rath |
Eisblumen um 1910 Der Prägedruck ist eigentlich ein sehr altes Druckverfahren, allerdings nicht in Zusammenhang mit Papier. Schon im Mittelalter wurde es z.B. zur dekorativen Gestaltung von Pracht-Ledereinbänden verwendet. Wenn man an Grafik denkt, denkt man zunächst einmal im Gegensatz zur Malerei an ein gänzlich flaches Ergebnis. Bei der Lithografie trifft das auch tatsächlich zu, aber schon beim Kupferstich oder der Radierung spricht man von sogenannten "Graten", an deren Vorhandensein oder Fehlen man den Abnutzungsgrad der Metallplatte erkennen kann. Druckgrafik, besonders der Holzschnitt und natürlich auch der Prägedruck mit seinen interessanten Licht-und Schatteneffekten, schließt aber durchaus auch räumliche und haptische Aspekte mit ein. |
|
Klaus Süß |
Sommer 1987 Auch in den Holzschnitten des aus Chemnitz stammenden Klaus Süß, den man als echten Spätexpressionisten bezeichnen könnte, spielt die greifbare Materialität eine Rolle (siehe vorige Nummer). Durch pastose Farbaufträge beim Druck erzielt er Effekte, die mehr an ein gemaltes Ölbild erinnern als an das, womit man normalerweise vielleicht das Wort "Druckgrafik" verbindet. Referenz: http://www.grafikbrief.de/kuenstler/kuenstler.php4?num=7 |
|
63 |
Leid um 1908 Als Broncia Koller auf der von Gustav Klimt initiierten "Kunstschau" 1908 in Wien ausstellte, galt das als offizielle Bestätigung ihrer Zugehörigkeit zum Klimt-Kreis. Das Verzeichnis der Graphik-Künstler in Raum 21 und 23 der Schau, wo auch die Farbholzschnitte Kollers gezeigt wurden, liest sich wie ein "Who's Who" der Wiener Kunstszene um Secession, Kunstgewerbeschule und Wiener Werkstätte. Auch Frank (siehe Nr. 16), Czeschka (siehe Nr. 22) und Klemm (siehe Nr. 65) waren dort übrigens zu sehen. Referenz: Sabine Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österreich 1897-1938, Wien 1994, Tobias Natter (Hrsg.), Broncia Koller Pinell, Wien 1993, Agnes Husslein-Arco (Hrsg.), Gustav Klimt und die Kunstschau 1908, München 2008 |
|
Japanisch |
Entwurf für einen Kimono um 1900 Durch die Weltausstellungen in Wien 1873, Paris 1889 und 1900, Mailand 1906 aber auch durch die VI. Ausstellung der Wiener Sezession 1900 war Japan nicht nur bei Künstlern in aller Munde. Der stilistische Einfluß Japans auf den Jugendstil, aber z.B. auch auf die Entwicklung der abstrakten Kunst in Europa war weitreichend. Künstler wie Emil Orlik fuhren nach Japan, um sich im japanischen Farbholzschnitt unterweisen zu lassen. Das Blatt von Walther Klemm (siehe nächste Nummer), der durch Emil Orlik zum Holzschnitt und an die Wiener Kunstgewerbeschule kam, ist ein schönes Beispiel für die Faszination, die Japan auf die Sezessionskünstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausübte. |
|
Walther Klemm |
Silberreiher zwischen 1903 und 1910 Siehe vorige Nummer Referenz: Walter Scheidig, Walther Klemm als Graphiker, Dresden 1959 |
|
Emma Schlangenhausen |
Tröstung um 1918 |
|
Vlastislav Hofman |
Maria um 1918 Hofmann war ein typischer Vertreter des tschechischen Kubismus, der in fast allen Kunstsparten, außer vielleicht der Musik, heimisch war. Er war Maler, Architekt, Designer, Grafiker, Bühnenbildner und schrieb kunsttheoretische Artikel u.a. für den Almanach "Musaion", der von Karel Čapek redigiert wurde. Referenz: Gerhart Söhn, Handbuch der Original-Graphik (27808-2), Düsseldorf 1989ff, http://www.vlastislavhofman.cz |
|
Erich Buchholz |
Großer Kreis mit kleinem Kreis 1919/20 Neben seinen Holzreliefs, die er meist in den Farben rot, schwarz und Gold bemalte und die zum Stärksten gehören, was die geometrische Abstraktion der zwanziger Jahre zu bieten hat, druckte Erich Buchholz seine Holzschnitte gern mit Ölfarben auf hauchdünnes Japanpapier. Nicht nur die dadurch entstehenden und mit der Zeit orange vergilbenden Fettränder, sondern auch das durch die Feuchtigkeit gekrumpfte Papier geben den Blättern, wie dem vorliegenden, einen über reine Flächenkunst hinausgehenden dreidimensionalen Reiz. Fast wäre man geneigt zu glauben, Buchholz hätte in diesen Blättern dem Papier Reliefcharakter abzwingen wollen. Referenz: Uwe Sachsofsky, Erich Buchholz, Bern 2004 |
|
Walter Wahlstedt |
Er, der Kommende 1923 |